Verheißungsvolle EBM-Wiederaufnahme in Südfrankreich

Nach zwei Jahren Abwesenheit werden in den südfranzösischen Cevennen am kommenden Wochenende wieder die Motoren aufheulen. Das Bergrennen Saint-Jean-du-Gard – Col Saint-Pierre (09./10. April 2022), das in den letzten beiden Saisons von der Covid-Gesundheitskrise betroffen war, hat seinen Platz als Eröffnungslauf der europäischen Bergmeisterschaft zurückerobert. Es ergibt sich die Gelegenheit für die Protagonisten der nationalen französischen Meisterschaft, sich mit ihren europäischen Kollegen zu messen und einmal mehr zu demonstrieren, dass das Niveau dieser Disziplin in Frankreich sicherlich eines der besten der Welt ist.

Wenn wir über die Berg-Europameisterschaft sprechen, richten sich natürlich alle Augen auf den Titelverteidiger Christian Merli. Am Steuer seines Osella FA 30 (Bild oben) wird der Südtiroler-Fahrer wie bei der letzten Ausgabe im Jahr 2019 auf der Suche nach dem Gesamtsieg in die Cevennen sein, indem er den Streckenrekord mit einer Zeit von 2’13“634 ins Visier nimmt. Ihm gegenüber steht Sébastien Petit, der damals den französischen Lauf gewonnen hatte und am Steuer seines Nova Proto NP-01 am vergangenen Wochenende beim Eröffnungslauf der Französischen Meisterschaft in Bagnols Sabran den dritten Platz belegte. Über 200 Piloten haben gemeldet. Neu in der EBM ist der Spanier Joseba Iraola, der beim FiA Hillclimb Master in Portugal positiv auffiel, genauso wie der Deutsche Alexander Hin im Osella FA30. Iraola plant mit seinem Nova NP 01-2 Honda Turbo die komplette Berg Europameisterschaft in Angriff nehmen wird. Einige italienische EM-Spezialisten, wie das gesamte Team Faggioli, fehlen jedoch und auch Geoffrey Schatz wird noch nicht am Start sein, da sich der dreifache amtierende französische Meister noch in der Finalisierungsphase eines neuen Motor-Projekts befindet. Ähnlich geht es Fabien Bourgeon, dessen Eigenbau-Prototyp Revolt 3P0 von einem neuen Motor angetrieben wird, aber erst am 1. Mai in Abreschviller auftauchen soll.

Unter den Favoriten müssen wir natürlich den Sieger von Bagnols-Sabran, Billy Ritchen aus dem Elsass, berücksichtigen, dessen Zeiten sich mit seinem Nova Proto NP-01 (Bild Mitte) ständig verbessern. Beim ersten Aufeinandertreffen der Meisterschaft, trennten 36 Tausendstel den Sieger Billy Ritchen von seinem ersten Verfolger Damien Chamberod. Der Isérois wird sich daher auf Gard-Strecke revanchieren wollen, war aber am Col mit seinem Norma in der E2-SC-Version noch nie am Start. In Bagnols-Sabran war es der junge Belgier Corentin Starck, der seinen Nova Proto an die Spitze der E2-SC/2-Klasse setzte, vor Cindy Gudet im Revolt 3P0. Er wird am Col St. Pierre sein brandneues Fahrzeug zum zweiten Mal pilotieren.

Die Berg Europameisterschaft bei den Tourenwagen verspricht ebenfalls sehr spannend zu werden, obwohl der Schweizer Ronnie Bratschi, nach Unstimmigkeiten mit den EM-Organisatoren vorerst nicht an den Start geht. Mit dabei wird aber der Niederösterreicher Karl Schagerl sein und seine erste Saison in der höchsten Liga im internationalen Bergrennsport bestreiten. Der letzte Test mit dem VW Golf Rallye TFSI verlief dabei sehr vielversprechend. In der PF 1 Klasse wird er jedoch vorerst ohne Gegner in Frankreich auskommen müssen. Die PF 2 Klasse wird wohl der Franzose Ronald Garces anführen, der mit seinem neuen Lamborghini Huracan ST Evo auch den Saisonauftakt vor einer Woche klar für sich entscheiden konnte. Gespannt darf man aber auf den französischen Routinier Nicolas Werver blicken, der erstmals seinen neuen Porsche 997 GT3R an den Start bringen wird. Mit diesem Boliden plant er ebenfalls eine volle Saison in der Berg-EM zu absolvieren. Das gleiche gilt für den Steirer Christian Schweiger, der mit seinem Mitsubishi Lancer Evo 7 (Bild unten) seine Comebacksaison in Frankreich starten wird. Gespannt darf man auch auf den Kroaten Tomislav Muhvic blicken, der ebenfalls nach ein paar Jahren Pause wieder seinen spektakulären Mitsubishi Lancer Evo 9 an den Start bringen wird.

Aber auch die einheimische Konkurrenz wird groß sein, allen voran Yannick Poinsignon, Dritter am Col Saint-Pierre im Jahr 2019, der mit seinem BMW M3 E92 erneut die Cevennen-Route in Angriff nimmt. Außerdem folgt der Porsche 911 Cup von Paul Reutter, Dritter in Bagnols-Sabran. Philippe Schmitter ist am Steuer seines Renault RS 01 angekündigt, während Pierre Béal mit seinem Volvo TC10 S60 anwesend sein wird. Anthony Dubois und Ex-Europameister Francis Dosières liefern sich am Steuer eines Alpine A110 GT4 ein neues Duell im GT Sport.

Fotos: Team Merli, Eric Broccard, CS Motorsport