Nekrolog für Christian Triebstein

Die Schreckensbotschaft vom tragischen Unfalltod des Christian Triebstein wird noch lange nachwirken. Den Verlust zu fassen ist für zahlreiche Menschen schwer, denn Christian war natürlich mit seinem Betrieb in seinem Heimatort bekannt, war Aushängeschild seines Motorsportvereins MSC Emstal und hatte sich in der deutschen Bergrennszene über 11 Jahren hinweg einen Namen gemacht. Am Dienstag nach Mariä Himmelfahrt kam der 32 jährige zweifache Familienvater bei einer Probefahrt als Beifahrer, nur wenige hundert Meter von seiner Kfz-Werkstatt in Habichtswald-Dörnberg entfernt ums Leben und reißt einen große Lücke in viele Bereiche seines Wirkens.

Mit Anfang zwanzig tauchte der Nordhesse im Jahr 2009 in der deutschen Berg-Meisterschaft auf. Es folgten die „Polo-Jahre“ als Mitglied des Classic-Berg-Cups (CBC). Mit seinem gelb-grünen Slalom-Polo startete er erstmals bei seinem Heim-Bergrennen in Heiligenstadt. Danach folgten noch die Rennen in Homburg, Osnabrück, Unterfranken und Mickhausen. Im Jahr darauf trat er dem KW Berg-Cup bei und bildete mit dem ebenfalls nicht mehr unter uns weilenden Holger Vitt, in dessen VW Polo, ein Team.

2011 wurde ein knallroter VW Polo eingesetzt, bevor der junge Kfz-Meister pausierte und ab dem Bergrennen Eichenbühl 2013 einen Alfa Romeo 147 Cup-Diesel unter dem Hintern hatte. Vier Jahre später, ebenfalls in Eichenbühl, vollzog sich der Wechsel  zu den reinrassigen Rennsport-Fahrzeugen. Mit einem Formel 3 Dallara aus den Beständen von Herz-Motorsport ließen die ersten Achtungserfolge nicht lange auf sich warten. In den beiden vollen „Formel 3-Jahren“ 2018 und 2019 gewann er jeweils die Vize-Meisterschaft im DMSB Berg-Cup für Rennsportfahrzeuge und erreichte insgesamt fünf Mal das Podium eines DM-Laufs mit zweiten und dritten Plätzen in der Gesamtwertung. Einen Tagessieg verpasste er mehrfach nur knapp.

Auf die Saison 2020 hatte Christian Triebstein bereits große Vorfreude.  Mit dem mächtigen, neu aufgebauten PRC 3-Liter NISSAN V6 Sportwagen wollte er debütieren. Unter normalen Umständen wären zum aktuellen Zeitpunkt bereits acht von elf Rennveranstaltungen in der Deutschen Automobil Bergmeisterschaft 2020 abgeharkt und in der Meisterschaftstabelle hätten sich langsam aber sicher die Top-Fahrer herauskristallisiert. Nicht so im Coronajahr 2020. Schon bei den Rennen im Herbst letzten Jahres sprach Christian Triebstein vom seinem Traum, sich einen großen 3-Liter Rennsportwagen anzuschaffen mit dem man national und auch international ganz weit vorne mitfahren kann. Nach dem Saisonabschluss 2019 konnte der 32jährige Nordhesse seinen Dallara Opel Formel 3, mit dem er zwei Mal die Vizemeisterschaft im Deutschen DMSB Berg-Cup errungen hatte, zügig verkaufen und sich so der Suche nach einem passenden Gruppe C-Auto widmen. Im Heiligenstädter Rennfahrerkollegen Sascha Herz hatte der Verunglückte bereits vor Jahren ein Freund und Berater gefunden. Mit dessen Firma Drive Solution stand so auch der notwenige Support zur Verfügung. Die Beiden fanden schließlich ein Chassis der österreichischen Marke PRC – Typ FPR 12, das mit europaweit erworbenen Fahrzeugteilen wie beispielsweise einem rund 400 PS starken Nissan-V6-Motor über den Winter zu einem einmaligen Fahrzeug verschmolzen wurde. „Dass bei so einem Projekt vom Start weg nicht alles perfekt in Einklang zu bringen ist, ist klar“, erklärte Christian Triebstein nur wenige Tage vor seinem fatalen Unfall, gegenüber „Bergrennen in Deutschland“. „Der Aufbau brachte einige Schwierigkeiten mit sich, wie zum Beispiel dass das gekaufte Steuergerät für den Motor nicht kompatibel war“, erklärte Triebstein damals. „Techniker aus England und Holland mussten einige Programmierungsarbeiten vorgenommen. Herz Motorsport besorge dann vor Ort die Feinabstimmung“. Zur einstweiligen Hochzeit der Pandemie im Frühjahr stecke der Wagen der zur Überholung nach Vorarlberg (Österreich) gebracht wurde, sogar kurzzeitig im PRC-Werk fest und der Rücktransport über die Grenze war ein kleines Abenteuer. Anschließend, beim ersten Funktionstest traten Probleme mit der Gang-Schaltung auf. Auch hierbei handelte es sich um ein Softwareproblem, welches dank Herz Motorsport aber gelöst werden konnte.

So richtig zum Fahren und Ausprobieren kam das kleine Triebstein-Team aus dem Kasseler Umland kürzlich im Juli bei Testfahrten auf dem Mittelfranzösischen Rundkurs von Bresse, die vom Chassis-Hersteller PRC (Pedrazza-Racings-Cars) für seine Kunden organisiert wurden. Bereits für positive Aspekte konnte hier Markus Brielmaier sorgen, der Christian seit dem Frühjahr unterstützte. Der erfahrenen Techniker aus dem Allgäu kam vom Göser-Team und sollte auch Günter Triebstein, Christians Großvater entlasten. In Frankreich war es endlich möglich den strahlend weißen Rennwagen ausgiebig auf Herz und Nieren zu testen. „Das erste Fahrgefühl war überwältigend“, berichtete Christian Triebstein damals freudestrahlend.

Nun ist es anders gekommen und nichts ist mehr wie es war. Christians Tod tragisch zu nennen ist stark untertrieben. Es ist ein Desaster! Die Beisetzung unter Coronabedingungen fand am Samstag, den 29. August 2020 auf dem Friedhof in Habichtswald Ehlen statt.

Über Thomas Bubel 745 Artikel
Thomas Bubel ist Jahrgang 1966, verheiratet und hat zwei Kinder. Er berichtet seit 20 Jahren in Wort und Bild über Bergrennen. Seit 1991 ist er Pressesprecher seines Heimatvereins Homburger Automomobilclub und des Homburger ADAC Bergrennens. Seit 11 Jahren betreibt der freie Journalist und Fotograf "Bergrennen in Deutschland", die Webseite für alle am Berg.