
Beim 51. Osnabrücker Bergrennen stand in diesem Jahr der Sport klar im Vordergrund und das war der größte Pluspunkt von vielen, bei einem heißen Wochenende beim nördlichsten internationalen Bergrennen in Europa. Die Mannen des MSC Osnabrück ließen sich nicht aus dem Konzept bringen und zogen souverän eine klasse Veranstaltung auf und durch. Dann kam auch das Glück des Tüchtigen hinzu und am Renntag, der nicht ganz so von der Hitze dominierte war wie die Tage zuvor, brachte man vier Rennläufe problemlos durch, von denen die schnellsten beiden Chronos gewertet wurden. Mit dem FiA Hillclimb Cup, dem KW Berg-Cup und den drei DMSB-Bergmeisterschaften hatte man wertvolle Prädikate bekommen, machte daraus eines der schillerndsten Bergrennen der bisherigen europäischen Bergsaison. Im Fahrerlager ging es international zu. Von Bulgarien bis Norwegen reisten Teilnehmer an und besonders die drei skandinavischen Teams waren eine bisweilen positiv verrückter Farbtupfer. Die Zuschauerzahlen blieben am extrem heißen Trainingstag etwas hinter den Erwartungen zurück, aber am Sonntag strömte das rennsportbegeisterte Volk wieder in Massen an der Uphöfer Berg.
Was eigentlich keiner so richtig auf dem Schirm hatte, trat dann bereits am Trainingstag ein. Der Streckenrekord (51,024 Sek.) des aktuellen EM-Überfliegers Christian Merli aus dem Vorjahr, wurde bereits im letzten freien Trainingslauf kurz nach 18 Uhr vom Franzosen Sebastien Petit in 51,008 inoffiziell unterboten. Die weiteren Favoriten im halben Duzend hielten ihren Ehrgeiz derweil im Zaum. Auf Petit folgten Geheimfavorit Christoph Lampert (Osella FA 30) aus Vorarlberg, der Schweizer Marcel Steiner mit dem LobArt und wieder frischem Kolben im Mugen V8-Motor und Patric Zajelsnik im Norma M20 V8 sowie dem Tschechen-Doppelpack Vaclav Janik und Milos Benes.
Nach einer lauen Sommernacht bleib der amtierende und wohl auch kommende französische Meister Petit cool und stürmte in 50,350 Sekunden die knapp zwei Kilometer zum neuen Streckenrekord nach oben. Auch in allen weiteren Durchgängen blieb „Seb“ unter der alten Bestmarke Merlis. Im zweiten Lauf trug er in 50,145 Sek. vorerst seine Rekordmarke in die Ergebnisliste ein. „Eine 49er Zeit ist sicher möglich“, meinte Petit im Siegerinterview. „Ich komme nächste Jahr zurück um den Rekord weiter zu drücken, dann voraussichtlich mit einem Mitsubishi-Turbo Motor im Heck meines Norma“. Schier über sich hinaus wuchs der Freiburger Patric Zajeslsnik. Auch er blieb zwei Mal unter dem Vorjahresrekord von Merli und strahlte nach der letzten Rückführung, die in der Borgloher Schweiz wieder mit viel Spektakel und heißen Girls zelebriert wurde, bis über beide Ohren. Nach den Entbehrungen der letzten Zeit in Folge des Motorschadens, zeigte sich Marcel Steiner mit Rang drei in diesem Spitzenfeld zufrieden. „Ich war hier noch nie so schnell, habe aber dennoch auf größere Zeitsprünge gehofft“, so der mehrfache Schweizer Meister. Unter Wert schlagen lassen musste sich der Vorarlberger Christoph Lampert, der in diesem Jahr bereits des Öfteren für Furore sorgte. Mit einer zu harten Reifenmischung konnte der akribische Arbeiter aus dem Team von Christian Merli nicht alles zeigen was er kann. „Unsere Freunde aus Italien lagen mit der Reifenempfehlung leider etwas daneben“. Hinter FiA-Cup Champion Vaclav Janik im Norma M20 FC mit besagtem Mitsubishi-Turbo Motor, jedoch vor dem französischen Ass Cyrille Frantz (Osella PA 30 Cosworth) platzierte sich „F3000-Berglehrling“ Robin Faustini auf Rang 6. Der junge Schweizer musste auf den Großteil der Trainingssitzung in Folge eines Kupplungsschadens verzichten. Hilfe und Ersatzteile fand der Sohn von Simon Hugentobler, als gleich im eigenen kleinen Team und bei der Truppe von Laszlo Szasz. Die Lernphase auf dem ex-Schatz Reynard Mugen konnte am Renntag so erfolgreich weitergeführt werden. Mit Abstand bester Deutscher wurde auf Gesamtrang 10 der „Aufsteiger des Jahres“ hierzulande, Christian Triebstein. Der Nordhesse, der nach verheilter Fußverletzung in seinem Dallara F302 Formel 3 wieder schmerzfrei Gas geben konnte, durfte sich dann auch über Rang drei in der stark besetzten Formel-Klasse bis 2 Liter freuen.
In der Mission FiA Hillclimb Cup reiste Ronnie Bratschi aus dem Herzen der Schweiz, mit seinen Alpengipfeln, nach Norddeutschland an die letzte nennenswerte Erhebung vor der Nordseeküste. In seinem rund 700 PS starker Mitsubishi Lancer Evo 8 EGMO verpasste er hauchdünnen den Tourenwagen-Streckenrekord, der vor 10 Jahren von Norbert Brenner im ex-DTM Opel aufgestellt wurde, der damals noch als Tourenwagen eingestuft war. Primäres Ziel war nicht der Rekord sondern die erreichte Platzierung als Tourenwagen-Gesamtsieger und die jetzt fast sichere Titelverteidigung im FiA Hillclimb Cup in der E1-Kategorie. Knappe Abstände in den jeweiligen Läufen zu Nicolas Werver (Porsche 997 GT2) und Nicolay Zlatkov im imposanten Audi Quattro S1 summierten sich am Ende zu einem klaren Erfolg.
In den einzelnen Hubraumklassen klärte sich weiter das Bild in der Tabelle der Deutschen Bergmeisterschaft. Vor dem Finalwochenende in Eichenbühl, in erst fünf Wochen, kristallisierten sich nun vier Piloten als engste Anwärter auf den Titel heraus. Alle Protagonisten sammelten in ihren Klassen volle DM Punkte. Der Oberfranke Markus Fink dominierte einmal mehr die Gruppe F bis 1600 ccm in seinem Citroen C2 VTS. Er kann in Eichenbühl noch einmal voll punkten, denn er müsste in diesem Fall lediglich zwei Punkte streichen. In ähnlicher Lage befindet sich der Allgäuer Günter Göser (Opel Kadett C 16V). Auch er gewann seine Klasse E1 über 2000 ccm klar von Marcel Gapp im BMW M3. Bei den 1400ern der Gruppe E1 ließ erneut Armin Ebenhöh im VW Scirocco 16V nichts anbrennen. In der Klasse E1 bis 2 Liter musste Dirk Preißer (Opel Kadett C 16) dem Tiroler Thomas Strasser zwar den Vortritt lassen, der jedoch in der DM-Wertung nicht punktberechtigt ist. Nach unseren Einschätzungen wird einer aus dem genannten Quartett am Ende neuer nationaler Titelträger am Berg sein und sich somit für das FiA Hillclimb Masters am zweiten Oktoberwochenende in Italien qualifiziert haben.
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