Vorschau Schotten: Duell der Allradler oder Porsche?

Bergsteiger bereiten sich penibel auf ihre Tour vor. Das gilt auch für den Bergrennsport. Als Basislager dient dazu am kommenden letzten April-Wochenende Wochenende der Schottener Stadtteil Rudingshain. Alles muss passen, will man sich als Bergkönig am Schottenring als erneuter Auftakt zur diesjährigen Deutschen Berg Meisterschaft (DBM) krönen lassen. Gewissermaßen erschwerend kommt hinzu, dass die Tourenwagen, beim 14. ADAC Bergpreis des verantwortlichen MSC Rund um Schotten sind Streckenbedingt keine Formelfahrzeuge zugelassen, über die Wintermonate auf den neuesten Stand der Technik gebracht worden sind. Falls es vorher keine Testmöglichkeit für einige Fahrer gab, besteht dazu am Freitag vor dem Rennwochenende die letzte Möglichkeit. Anmeldungen zu den Einstellfahrten sind noch im laufenden Testbetrieb möglich.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist das Wetter, was den Fahrern und auch Helfern letztes Jahr mit teils ergiebigen Schneeschauern in Rudingshain zu schaffen machte. Wie eng der Grenzbereich sein kann, bekam Routinier Herbert Stolz wenige Meter nach dem Start mental schmerzlich zu spüren. Der Österreicher, Sieger von 2014, rutschte mit seinem Porsche 935 Allrad auf teils feuchter Fahrbahn kurz nach dem Start von der Strecke. Stolz blieb zwar unverletzt, seine Siegchancen waren jedoch geplatzt. Während sich Rudingshain kurz in einem weißen Winterkleid zeigte, fiel „am Gipfel“ der Poppenstruth praktisch keine Schneeflocke und umgekehrt. Aus Sicherheitsgründen wurde das Rennen von vier auf drei Läufe gekürzt. Wie auch immer die äußeren Bedingungen in diesem Jahr werden, alle Fahrer bereiten sich akribisch vor. Jeder Fehler auf der 3033 Meter langen Strecke wird bestraft. Volle Konzentration ist gefragt.

Insgesamt liegen 117 Nennungen vor, davon 80 in der Bestzeitwertung und 37 in der Gleichmäßigkeitsprüfung (GLP). Zur Freude der Zuschauer, die spannenden Bergrennsport erwarten dürfen. Vorjahressieger Herbert Pregartner aus Österreich kann seinen Sieg vom Vorjahr im Porsche 911 GT 3 nicht verteidigen, weil sein Auto nicht rechtzeitig fertig wird. Er hat bereits mit einem Brief an den MSC sein Fehlen bedauert. Dafür unternimmt dessen Landsmann und Allrad- Markenkollege Herbert Stolz im dp Porsche 935 II nach seinem Pech im Vorjahr einen weiteren Angriff auf seinen zweiten Sieg. Auch die gesundheitlichen Probleme, die den Tiroler in 2016 plagten, sind überwunden. Zum Favoritenkreis zählt auch der Kitzinger Klaus Hoffmann, der im Jahr 2013 im Opel Astra V8 DTM in Schotten Gesamtzweiter wurde und in dieser Saison mit einem rundstreckenerprobten Porsche 996 GT2 wieder ganz weit vorne abscheiden möchte. Im Kampf um den Sieg in der Bestzeitwertung könnte es je nach Wetter zu einem Allrad-Duell in der Topklasse 19, über 3- Liter Hubraum, zwischen Stolz und Norbert Handa aus Kitzingen im Lancia Delta Integrale kommen. Der Franke wird zum ersten Mal am Schottenring fahren, sofern das Getriebe seines Lancia rechtzeitig fertig wird. Deren „Klassenkamerad“ Andrä Schrörs aus Schwelm greift ins Lenkrad eines Lotus Esprit 8V.

Mit Bernard Moufang im BMW 320i und dessen Bruder Maurice im BMW M3 greifen zwei Lokalmatadore aus Nidda an. Auf einem BMW 318i ist Friedhelm Gürtzgen aus Ehringshausen dabei. Für Stefan Bodin ist der Schottenring diesmal ein besonderes Highlight. In der Vergangenheit startete der Heuchelheimer bereits im Porsche 911. Nun bringt Bodin in der GLP- Wertung jenen Porsche 944 Turbo GTR nach Schotten, mit dem sein Sohn Florian in der Slalom-DM fährt. „Ich freue mich!“ meinte der Heuchelheimer im Vorfeld. Weitere GLP- Starter sind Dennis Treml aus Schotten im BMW 320is, Michele Carotenuto aus Buesck im Opel Kadett C Coupe, Ferdinand Krieg aus Birstein im ex-Fechter VW Scirocco 1, Adrian Mirthes aus Grünberg im Opel Ascona B und Roland Engel aus Lollar im Datsun Z 260.

Neben aller Sportlichkeit gibt es mit 30 Jahren KW Berg-Cup in Schotten auch ein Jubiläum zu feiern. Cupchef Uli Kohl ist ergriffen und stolz zugleich. „Die Einschreibungen im KW Berg- Cup und NSU Bergpokal haben uns überwältigt. Faul zurück lehnen werden wir uns deshalb aber nicht“. In den Reihen des KW Berg-Cup findet man auf jeden Fall weitere Spitzenfahrer, die in die Top-10 der Gesamtwertung vordringen werden. Mit den Testfahrten am Freitag und geplanten fünf Trainingsdurchgängen am Samstag, werden auch die Neulinge am Schottener Berg sich genügend einschießen können um am Renntag mit den erfahrenen Hasen mithalten zu können. Von diesen Umständen profitieren könnten Thomas Strasser (VW Scirocco 16V) aus dem Salzburger Land und der schnelle Schweizer Martin Bürki im BMW 318is E36 STW. Die beiden werden sich jungen Eifelaner Patrick Orth (BMW 320is) mit gewiss anlegen.

Los geht es mit den Test- und Einstellläufen am Freitag 28. April von 13 bis 18 Uhr. Der erste von fünf Trainingsläufen am Samstag von 9 bis 9. 50 Uhr bestreitet die DBM, gefolgt von der GLP von 10. 05 Uhr bis 10. 30 Uhr. Die Referenzzeit der GLP für den Sonntag wird in deren vierten Lauf von 15. 55 Uhr bis 16. 20 Uhr genommen. Das letzte DBM-Training läuft von 16.30 Uhr bis 17.20 Uhr. Der erste von vier Wertungsläufen beginnt Sonntag ebenfalls ab 9 Uhr mit der DBM und dem KW Berg-Cup, die GLP dann 10.05 Uhr. Am späten Nachmittag wird dann fest stehen, wer der Schottener Bergkönig 2017 ist.

von Heiko Schäfer / Thomas Bubel

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Thomas Bubel ist Jahrgang 1966, verheiratet und hat zwei Kinder. Er berichtet seit 20 Jahren in Wort und Bild über Bergrennen. Seit 1991 ist er Pressesprecher seines Heimatvereins Homburger Automomobilclub und des Homburger ADAC Bergrennens. Seit 11 Jahren betreibt der freie Journalist und Fotograf "Bergrennen in Deutschland", die Webseite für alle am Berg.