Interview mit neuem ACL-Sport Chef: „Ich will 2024 wieder ein Bergrennen im Land sehen“

Der neue Präsident von ACL Sport, Romain Gantrel, will einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen und Kräfte mobilisieren, um den Motorsport in Luxemburg wiederzubeleben.

Romain Gantrel, Sie packen mit der Übernahme der Sportkommission des ACL ein XXL-Projekt an, oder?
Es gibt viel zu tun, aber ich glaube, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt. Ich bin nicht der Typ, der sich verbiegt, sobald der Wind auffrischt. Aus sportlicher Sicht haben Dylan Pereira und Kevin Peters auf den europäischen Rennstrecken geglänzt, nicht zu vergessen sind anderen Enthusiasten, die sich sicherlich in niedrigeren Sphären und im Breitensport entwickeln, über die wir aber nie sprechen.

Aufgrund eines Kommunikationsproblems?
Teilweise ja, wie ich es sehe. Jeder Mensch, der sich im Motorsport engagiert, verdient Respekt.

War das in den letzten Jahren nicht so?
Die ACL Sport-Kommission hat ihre Aufgabe auf ihre Art erledigt, ohne an die Nachfolge zu denken. Sie arbeitete an ihren Themen, indem sie streng mit den Organisatoren war. Natürlich muss man auf die Regularien einhalten, aber vor allem muss man Menschen guten Willens unterstützen.

Bergrennen, um nur ein Beispiel zu nennen, prägten über Jahrzehnte die Motorsportsaison in Luxemburg, sie sind aus dem Land verschwunden?
Sie wurden Opfer interner Streitigkeiten und persönlicher Konflikte, ganz zu schweigen von der Müdigkeit der Organisatoren, die Tage und Nächte damit verbrachten, administrative Probleme zu lösen.

Sie sind noch immer auf dem neuesten Stand, seit Sie das Präsidium der Ecurie Tëtelbierg verlassen haben, richtig?
Genau. Ich trat ihr 1982 als Mitglied bei, bevor ich als Rallyefahrer Präsident wurde. 2012 hatte ich die Schnauze voll. Ich bin in Rente gegangen und niemand hat übernommen.

Sie kennen beide Seiten der Medaille. Was ist das erste, was zu tun ist, um die Räder von ACL Sport wieder in Gang zu bringen?
Wir müssen einen klaren Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen und aufhören, alles zu kritisieren. Ich rufe zum Dialog und zum Wiederaufbau auf, auch wenn es dauern wird. Als ich sah, wie die Situation eskalierte, war ich geschockt und es drängte mich, die Initiative zu ergreifen.

Konkreter?
Wir müssen zuerst mit den Ministerien in Kontakt treten. Transport, Finanzen, Umwelt und Sport, um zu sehen, was möglich ist und toleriert wird. Man muss sich einen grundsätzlichen Rahmen stecken. Das wird ein Schritt sein, dann die Organisatoren und Vereine im Großherzogtum nicht mehr gehen müssen.

Aber diese Organisatoren und Vereine müssen remobilisiert werden, oder?
Ich werde es im Auge behalten. Es gibt viele motivierte Menschen, die sich aufgrund des administrativen Aufwands nicht mehr an den Start trauen.

Wann werden wir, wenn es gut läuft wieder ein Bergrennen in Luxemburg sehen?
Ich werde bescheiden beginnen, aber ich will eine Veranstaltung im Jahr 2024 und zwei im Jahr 2025. Ohne Slaloms und Rundstreckenrennen zu vergessen.

Haben Sie einen bestimmten Standort im Visier?
Das Bergrennen Holtz liegt mir am Herzen und ich widerspreche dem Argument, dass er für Zuschauer nicht gut zugänglich ist. Man kann noch ein paar hundert Meter laufen. Der Rest ist eine Frage der Wegführung. Was die Zuschauer betrifft, so bin ich sicher, dass sie da sein werden, denn eine gewisse Erwartung schafft ein Bedürfnis.

Es gab eine Zeit, in der es eine Berg-Meisterschaft gab, mit Läufen fast nur in Luxemburg
Ja, und es wird Zeit brauchen, etwas vergleichbares wieder auf die Beine zu stellen, denn es gibt auch viele Schritte die die FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) tangieren, wir müssen sehen, wie wir Rennen im Ausland mit denen im Inland verbinden können.

Sie müssen mit einem guten Team umgeben sein, um diese Missionen auszuführen. Wie wollen Sie vorgehen?
Es gibt bereits eine interne Struktur mit Mitarbeiter voller guten Willens, die aber mit dem nötigen Wissen ausgestattet werden muss. Sie können ja auch das Wasser lieben, ohne unbedingt schwimmen zu können. Es kann gelernt werden. Ich habe Erfahrung in dem Bereich, und ich werde ein paar Leute aus der Motorsportszene davon überzeugen müssen, mich zu unterstützen.

Sie haben 2024 erwähnt, aber was machen wir 2023?
Es wird ein Jahr des Übergangs mit einem Programm sein, das eingerichtet werden muss, auch wenn es falsch erscheinen mag. Aber wir müssen Veranstaltungen in einen Kalender eintragen und wir werden es tun, auch wenn wir ins Unbekannte gehen. Irgendwo muss man ja neu starten.

Bleibt noch die ökologische Frage, die sich immer mehr in unserem täglichen Leben auftaucht und die mit dem Motorsport nicht zusammenzupassen scheint?
Glauben Sie, dass die Radrundfahrt Tour-de-Luxemburg mit seiner Schar von Begleitfahrzeugen weniger die Umwelt belastet als ein Bergrennen? Oder dass das Auto der Oma beim Einkaufen im Supermarkt weniger CO2 ausstößt als ein Rennwagen, dessen Motor getunt ist. Wir sprechen hier von drei bis vier Veranstaltungen in Luxemburg pro Jahr. Mit ein wenig Toleranz ist alles möglich. Renn- und Rallyefahrer sind keine Kriminellen.

Wir haben die Rallye du Luxembourg noch nicht genau erwähnt…
Ich gehe davon aus, dass alles ok ist. Es ist sehr gut organisiert und es gibt keinen Grund, das zu ändern.

Quelle: Luxemburger Wort (französischsprachige Ausgabe)