
Der bayerische Unternehmer Stephan Collisi hat sich den historischen Rennwagen verschrieben. „Ich liebe diese alten Autos, und ich fände es schade, sie nur im Museum zu sehen. Denn dafür sind sie nicht gebaut worden.“ Als er sich mit 17, 18 Jahren ernsthaft für Autos zu interessieren beginnt, sitzt er bald im ersten eigenen Rennwagen. Mit der Zeit werden die Autos größer: „Auf der Rundstrecke bin ich u.a. Formel 5000 gefahren. Das sind Formel-1-Chassis aus den 1960er Jahren mit einem Chevy-Motor. Ich hatte auch Can-Am-Autos, großvolumige zweisitzige Rennsportwagen mit bis zu 9,5 l Hubraum und um die 1000 PS.“ Jetzt fährt er mit seinem weißen Behnke Condor mit dem BMW-M10-Vierzylinder und rund 200 PS jedes Jahr ein Dutzend Bergrennen im In- und Ausland. Als Präsident der Interessengemeinschaft Rennsportfahrzeuge e.V. setzt er sich für die Belange seiner Fahrerkollegen ein. Aktuell baut er zudem einen weiteren Condor auf, mit dem er auf der Rundstrecke fahren will.
Der Behnke Condor ist ein legendärer offener zweisitziger Rennwagen, dem Lotus aus England nachempfunden. Der Münchner Lotus-Importeur Peter Behnke baute davon bis 1974 insgesamt 17 Exemplare. Seine beiden Söhne firmieren heute als „Team Behnke Motorsport“, auf das auch Stephan Collisi vertraut: „Mit der Familie Behnke bin ich gut befreundet, und bei ihren Fahrzeugen habe ich meine motorsportliche Heimat gefunden. Ein besonderer Dank geht an Peter Behnke senior. Er unterstützt mich immer noch regelmäßig, und ich glaube, er freut sich sehr, dass jemand die Fahrzeuge, die er damals gebaut hat, noch so hochhält.“ Collisi legt auch selbst Hand an: „Ich habe bei mir zu Hause eine eigene Werkstatt.“ Bei Rennen ist er sein eigener Mechaniker. „Auch wenn ich mit den Behnkes zusammen bin, schraube ich an dem Auto eigentlich alles allein. Und egal wie gut man es vorbereitet, es bleibt eine Herausforderung, ein Auto mit einer so filigranen und schon älteren Technik über ein Wochenende am Laufen zu halten.“ Seine Familie begleitet ihn selten, doch das könnte sich bald ändern: „Meine Söhne sind jetzt 14 und 11 und haben den Spaß am Schrauben entdeckt. In diesem Sommer kommen sie zu ein paar Rennen mit.“
Abseits der Rennstrecke ist Collisi leidenschaftlicher Klavierspieler, und um seine Mitte zu bewahren, praktiziert er Tai Chi. Das gibt ihm wiederum Energie für seine Ziele im Rennsport: Seine Vorjahreszeiten stetig zu verbessern und in der deutschen Bergmeisterschaft möglichst weit vorn zu sein. Neben Gesamtsiegen in der historischen Berg-Europameisterschaft und der historischen Wertung der österreichischen Bergmeisterschaft hat er viele Klassen- und Gruppensiege errungen. Doch er sagt: „Am Ende geht es mir um den persönlichen Spaß, den Kontakt zu den Menschen und darum, diesen Teil der Motorsportgeschichte lebendig zu halten. Mein größtes Highlight habe ich beim Oldtimer-Grand-Prix 2000 auf dem Nürburgring erlebt, meinem allerersten Super-Sports-Cup-Rennen. Ein paar Jahre vorher hatte ich am Zaun gehangen und sehnsüchtig den Fahrern beim Start zugeschaut. Dann tatsächlich in der Startaufstellung zu stehen, das war ein absoluter Gänsehautmoment. Und vielleicht hing ja wieder jemand am Zaun, der sehnsüchtig zuguckte und sich sagte: Irgendwann mache ich das auch mal.“
Sogar Collisis Renntransporter ist ein historisches Fahrzeug. Der 7,5-Tonner diente als mobile Bankfiliale, bevor Collisi ihn für seine Zwecke umbaute. Diese weiße „Sparkasse“ mit dem blauen Streifen hat einen besonderen Bezug zum Osnabrücker Bergrennen: „Als ich zum ersten Mal damit in Osnabrück war, sprachen mich zwei Zuschauer an. Sie hatten seinerzeit bei der Fa. Thiele gearbeitet, von der diese Autos kamen, und sie waren sich ziemlich sicher, dass sie meine Sparkasse damals zusammengebaut hatten. Jetzt schauen sie jedes Jahr vorbei.“
von Ruth Scheithauer (MSC Osnabrück)