
Im September schlägt die Stunde der Wahrheit in der diesjährigen Berg-Europameisterschaft, zuerst am 01. und 02. in Ilirska Bistrica in Slowenen und zum Abschluss der zwölf Rennen umfassende Runde, beim Finale von Buzet in Kroatien am 15. und 16. 09. 2018. Spätestens nach dem Wochenende von St. Ursanne – Les Rangiers in der Schweiz, sind die beiden einzigen Titelanwärter in den beiden Kategorien übrig und nur noch durch großes Pech und eigene Fehler, wäre es möglich das Christian Merli bei den Rennsportwagen und Lukas Vojacek bei den Produktionswagen und GT noch die EM-Krone verwehrt bliebe. Beide Piloten, der Italiener und der Tschechen, stehen somit vor ihrem jeweils ersten EM-Titelgewinn.
In der Kategorie 1 befindet sich Lukas Vojacek im Subaru Impreza auf dem Durchmarsch. In der Gruppe A, die nur selten qualitativ und quantitativ gut bestückt war, hatte Vojacek Junior nie ein ernsthaftes Problem seine Gruppe zu gewinnen und steht mit der aktuellen Maximalpunktzahl 225 an der Tabellenspitze. Mit nur einem weiteren Sieg oder einer vorderen Platzierung, aus den letzten zwei Rennen kann der Vize-Europameister und FiA-Trophäengewinner von 2009, 2011 und 2013 endlich auch einmal ganz oben auf dem EM-Podest stehen. Bis zum neunten EM-Lauf von Limanowa (Polen) lag der junge Franzose Pierre Courroye im Ranking gleichauf mit Vojacek. Seinen McLaren MP4 12C aus der GT-Gruppe stellte der noch amtierende Französische Bergmeister ebenfalls regelmäßig auf Platz 1. Doch dann zogen in der GT-Gruppe schwarze Wolken auf. Nach einem Protest von McLaren Markenkollege Jan Milon gegen das Getriebe in Courroye´s GT3, der von den FiA-Kommissaren abgelehnt wurde, verzichte der Slowake auf einen Start in Polen. Prompt wurde hier die Mindeststarterzahl in der GT-Gruppe unterschritten und Courroye kassierte für seinen Sieg in Limanowa nur halbe Punkte, die er aber hätte wegstreichen können. Seine Titelhoffnungen musste der Franzose dann am vorletzten August-Wochenende in St. Ursanne begraben, dass erneut unverschuldet. Beim Schweizer EBM-Lauf traten zwar drei und damit genügend GT-Piloten zum Training an, doch der Tscheche Martin Jerman geriet im Training in der Vollgaspassage Les Grippon mit seinem Lamborghini Gallardo in die Leitplanken und konnte am Renntag nicht mehr starten. Somit musste Courroye zum zweiten Mal mit halben Punkten vorlieb nehmen, bei nur einem Streichresultat. Die beiden Italiener Luca Zuurbier und Tonino Cossu in ihren Gruppe A Honda Civic Typ R streiten sich derweil um Rang drei.
In der Kategorie 2, bei den Rennsport-Fahrzeugen, ist die Ausgangssituation ganz ähnlich wie bei den Tourenwagen und GT. Hier gab es zwar keinen Protest, aber es spielte die Mindeststarterzahl in der Gruppe von mindestens Dreien am Renntag, eine wesentliche Rolle. Andrea Bormolini fuhr in der alt-ehrwürdigen CN-Gruppe bis zum italienischen Heim-EM-Lauf im 3 Liter Osella PA 20 BMW mit dem kleinen Heckflügel, immer an die Spitze, doch ausgerechnet beim Coppa Teodori konnten für den Gruppensieg nur halbe Punkte vergeben werden. Einen weiteren Dämpfer kassierte der Neffe von EM-Urgestein Fausto Bormolini in St. Ursanne mit der Niederlage gegen seinen Landsmann, den Trailerkonstukteur Francesco Turatello im Osella. Somit ist der Weg eigentlich frei für den „Überflieger des Jahres“ Christian Merli. Mit einem einzigen weiteren E2-SS Gruppensieg in seinem Osella FA 30 ist die Meisterschaft für den Südtiroler perfekt. Eines der beiden Schlussrennen kann und muss Merli aber noch als Streichresultat verwenden. Ein Stolperstein auf dem Weg zum lange ersehnten EM-Titel könnte für Christian Merli, die für den 29. August, also Mittwochs vor dem EM-Rennen, in Ilirska Bistrica angesetzte Gerichtsverhandlung zur Klärung der vermeintlichen Auseinandersetzung mit dem dortigen Rennleiter im letzten Jahr werden. Nach mehrfachen Vertagungen hat sich das Gericht entschieden eine Verhandlung kurz vor dem Rennwochenende in Slowenien anzusetzen, da alle relevanten Personen zu einer Befragung sowieso vor Ort sind. Gewinnt Christian Merli trotz aller Umstände erneut die Gruppe E2-SS in Bistrica, der Gesamtsieg mit oder ohne Streckenrekord spielt hierbei keine Rolle, ist der Europameistertitel vorzeitig gesichert! Mindestens Rang drei hat sich bereits der Tscheche Vladimir Vitver im Audi TT R DTM (Gruppe E2-SH) gesichert. Schon in der ersten Saisonhälfte verabschiedete sich Rekordmeister Simone Faggioli im Norma M20 FC aus dem Titelrennen. Für den Florentiner lief es in diesem Jahr nicht so rund wie all die Jahre zuvor, zudem richtete sich der Fokus des Best Lap-Teams zwischenzeitlich auf das Abenteuer am Pikes Peak in den USA, wo Faggioli zweiter der Gesamtwertung und bester „Verbrenner“ wurde. Aktuell rangiert er mit 136 Punkten auf Rang vier in der Zwischentabelle.