Steiner und Reding auf Titelkurs – Schnellmann oder Neff

Die Endphase in der diesjährigen Schweizer Bergmeisterschaft wird am 9. und 10. September auf der 3,7 km lange Strecke zwischen Dürrbach und Gurnigelbad eingeleutet. Dann steht nämlich die 48. Auflage des traditionellen Bergrennens am Gurnigel auf dem Programm. Das Interesse der Aktiven an diesem publikums­wirksamen Anlass vor den Toren Berns war derart riesig, dass der Organisator sogar mehrere Dutzend Nennungen zurückweisen musste, um die selbst gesetzte Obergrenze von 270 Autos nicht zu überschreiten.

Nachdem Eric Berguerand in den letzten vier Jahren jeweils den Titel bei den Rennsportwagen holte und stets auch Tagessieger am Gurnigel wurde, hat nun Lokalmatador Marcel Steiner die Chance, das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden. Der Oberdiessbacher hat seinen italienischen LobArt-Mugen V8 für diese Saison weiter optimiert und den favorisierten Walliser im direkten Duell bereits viermal bezwungen. Um bereits vor dem SM-Finale als neuer Meister festzustehen, muss der dreifache Ex-Champion zwar nicht mehr gewinnen, aber an seinem Hausberg, wo er mit 1’41,39‘‘ nach wie vor Rekordhalter ist, strebt Steiner natürlich trotzdem seinen sechsten Tagessieg an. „Bei einem Sieg inklusive Streckenrekord durch Eric Berguerand reicht mir ein 3. Platz um Schweizer Bergmeister der Rennsportfahrzeuge 2017 zu werden. Sehr gerne zähle ich hierbei auf die Unterstützung der zahlreichen Fans und Zuschauer“, sagt Marcel Steiner dessen Gedanken noch immer beim in Oberhallau tödlich verunglückten Rennfahrerkollegen Martin Wittwer sind. „Ich bin noch immer fassungslos, leer und traurig. Sieben Jahre lang wurden wir auf Schweizer Bergrennstrecken von solch tragischen Ereignissen verschont. Im 3. Rennlauf des Bergrennens in Oberhallau kehrte der Tod aber gnadenlos zurück und raubte uns unseren Rennfahrerkollegen Martin Wittwer. Martin verlor in der Passage zwischen „Wäldchen“ und „Brotlaube“ die Herrschaft über seinen Peugeot 205 GTI und prallte mit dem Dach voran gegen einen Baum. Trotz aller Bemühungen der Rettungskräfte verlor Martin den Kampf um sein Leben. Das Team Steiner Motorsport entbietet der Familie und den Angehörigen ihr tiefstes Beileid und viel Kraft, um dieses schreckliche Ereignis zu verarbeiten!“

Reto Meisel, der auf dem spektakulären Mercedes SLK 340 im vergangenen Jahr bei den Tourenwagen dominierte, figuriert zwar auf der Startliste, da sein Bolide aber in Oberhallau nach einem Defekt in Brand geriet, muss der Pechvogel des Jahres wohl auf den Start verzichten. Um seine Nachfolge streiten sich Frédéric Neff (Porsche 996 GT3) und Roger Schnellmann (Mitsubishi Evo 8), welche in ihrer jeweiligen Kategorie den Ton angeben. Da der Jurassier bisher ungeschlagen blieb, hat er die besseren Karten, aber auch bei einem weiteren Volltreffer im Bernbiet dürfte die Entscheidung erst am Finale von Les Paccots fallen. Vergleichbar ist die Situation bei den Animatoren im Schweizer Bergpokal, wo Berner drei der vier ersten Plätze belegen, die 2017 neu ins Leben gerufene Junior-Bergmeisterschaft mit identischen Toyota GT 86, nach dem Super-Serie Reglement und mit Pirelli-Straßenreifen, hingegen wird bereits am Gurnigel abgeschlossen. Der 24jährige Automobilfachmann Rolf Reding liegt derzeit ungeschlagen an der Tabellenspitze vor Bejamin Devaud und Lukas Eugster und ist auch der klare Favorit auf den erstmals ausgelobten Junior-Titel am Schweizer Berg.

Spitzenplätze in einem Championat sind natürlich nicht die einzige Motivation, um vor der eindrücklichen Zuschauerkulisse die letzten Reserven zu mobilisieren. Deshalb sind am Gurnigel in den verschiedenen Kategorien und Klassen auf jeden Fall tolle Kämpfe angesagt. Details zum Zeitplan, zur Starterliste, zum attraktiven Rahmenprogramm und noch vieles mehr erfährt man auf der Webseite www.gurnigelrennen.ch. Eine weitere lesenswerte Informationsquelle ist das luxuriöse Magazin (www.gurnigelrennen.ch/file/Magazin_2017_web.pdf), dessen Printversion vor Ort erhältlich sein wird.

von Jürg Kaufmann und Thomas Bubel

 

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Thomas Bubel ist Jahrgang 1966, verheiratet und hat zwei Kinder. Er berichtet seit 20 Jahren in Wort und Bild über Bergrennen. Seit 1991 ist er Pressesprecher seines Heimatvereins Homburger Automomobilclub und des Homburger ADAC Bergrennens. Seit 11 Jahren betreibt der freie Journalist und Fotograf "Bergrennen in Deutschland", die Webseite für alle am Berg.